uns reicht´s fordert Chance für Menschen aus Moria-Camp
Die Vorarlberger Bewegung „uns reicht´s“ fordert Bundeskanzler Kurz auf, endlich Menschen aus dem Flüchtlingslager Moria zu retten. Österreich hat in der Geschichte schon oft Herz gezeigt und kann sich dieser humanitären Katastrophe nicht verschließen. Als demokratischer, zivilisierter Staat im Zentrum von Europa muss Österreich Verantwortung für die Schutzsuchenden übernehmen. Oder hat Österreich Menschrechte, Humanismus und Christentum über Bord geworfen und schaut nur zu?
Moria ist das größte Flüchtlingslager in Europa und ist seit Jahren
komplett überfüllt. Es wurde zum Synonym für die Hölle auf Erden. Das
Lager ist für etwa 3.000 Menschen ausgelegt, trotzdem waren dort über
12.600 Flüchtlinge unter unmenschlichen Verhältnissen ohne Zugang zur
Grundversorgung untergebracht. 12.600 Menschen sind nun obdachlos,
darunter viele Kinder, zum Teil ohne Eltern und krank und haben das
Wenige, das sie hatten, auch noch verloren. Die Brandkatastrophe ist ein
weiterer unrühmlicher Höhepunkt in der prekären humanitären
Katastrophe, die sich auf der griechischen Insel Lesbos und vor unser
aller Augen abspielt. Der Brand ist ausgebrochen, nachdem über das Lager
nach einem COVID-19 Ausbruch ein absoluter Lockdown verhängt worden
war. Polizeikräfte riegelten das Lager komplett ab. Schon zuvor waren
die Geflüchteten 150 Tage unter Zwangsquarantäne gestanden.
uns
reicht´s warnt davor, die Frage nach den Verursachern des Brandes nun
als Anlass zu nehmen, um vom eigentlichen Problem abzulenken. Peter
Mennel (Aktivist von uns reicht´s und Sprecher der Vorarlberger
Plattform für Menschenrechte) bringt es auf den Punkt: „ Wir stellen
einmal mehr die Frage: Was muss alles geschehen, dass Österreich und
Europa endlich die menschenverachtende Haltung zu geflüchteten Menschen
ändert und nicht Mitschuld an dieser humanitären Katastrophe trägt?“
gesetzliche Grundlage für die Aufnahme ist gegeben
Die
„asylkoordination österreich“ weist in einer aktuellen Aussendung
darauf hin, dass die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Lager Moria durch
mehrere Rechtsgrundlagen und insbesondere durch den Paragraph 3a des
Asylgesetzes gegeben ist. Dort steht: „Einem Fremden ist von Amts wegen
und ohne weiteres Verfahren der Status des Asylberechtigten oder des
subsidiär Schutzberechtigten zuzuerkennen, wenn sich die Republik
Österreich völkerrechtlich dazu verpflichtet hat.“ Eine andere
Möglichkeit wäre ein reguläres Asylverfahren in Österreich. Zudem leben,
wie die asylkoordination bei intensiven Recherchen
herausfinden konnte, in griechischen Lagern etliche Dutzend
Schutzsuchende mit Familie in Österreich, die im Rahmen des
Dublin-Systems nach Österreich geholt werden könnten.
katastrophale Zustände im überfüllten Lager – Experten warnen schon lange
Der Journalist Thomas von der Osten-Sacken ist auf Lesbos für die Kindernothilfe-Partnerorganisation „Stand By Me Lesvos“ im
Einsatz und hilft unter anderem bei der Bewältigung der
Coronavirus-Pandemie im Flüchtlingslager Moria. Er schreibt: „Eine
Katastrophe spielt sich hier eigentlich schon seit Monaten ab. Das Camp
ist seit einem halben Jahr im Lockdown, es gab immer wieder äußerst
kritische Situationen, Gewalt, Feuer. Wir befürchten seit Tagen das
Schlimmste. … Die Menschen lebten hier in Zelten ohne fließend Wasser,
mit offenen Feuerstellen – und das Ganze in einem völlig überfüllten
Lager. Wie in einem Slum. So etwas darf es in Europa nicht geben. Wir
haben seit Wochen davor gewarnt, dass etwas Schlimmes passiert.“ Für den
Experten ist es zweitrangig, ob es nun die Bewohner waren oder
Rechtsradikale oder sonstwer, die vielleicht das Feuer gelegt haben.
„Die wahren Brandstifter sitzen in Brüssel, in Berlin oder in Rom“, so
Thomas von der Osten-Sacken. „Die europäische Politik wusste, was
passieren wird. Alle wussten, was hier passieren wird. Allen war klar,
dass es so nicht weitergehen kann und dass das Lager geräumt werden
muss. Es gibt jedoch seit Jahren keine Versuche, die Lage auf Lesbos
ordentlich zu managen – der Coronavirus-Ausbruch hat die Situation nur
noch weiter verschärft.“
Deshalb appelliert uns reicht´s: Geben wir den Menschen ihre Chance. Chance zu leben. Chance ihre Zukunft zu gestalten. Chance unsere Zukunft zu gestalten im Chancenland Vorarlberg.
Quelle Statement Hr. Osten-Sacken: https://www.stern.de/politik/ausland/brand-in-moria–fluechtlingshelfer-spricht-ueber-ursachen-und-folgen-9408698.html